Fasnacht und Spielkarten

Fasnacht und Spielkarten sind ein Paar, das oft sehr gut harmoniert und sich gegenseitig bereichert.
Sei es, dass die Fasnacht und ihre Bräuche Themen von Spielkarten sind, sei es, dass die Fasnacht Anlass ist, um Künstlern den Auftrag für neue Spielkarten zu geben. So wurde in Basel zwischen 1982 und 1992 jedes Jahr ein Kartenspiel zur Basler Fasnacht veröffentlicht.


Appenzeller Fasnachts-Jass

Apenzeller Fasnacht Karton
Das Spiel wurde 1998 von Adalbert Fässler für den Appenzeller Fasnachtsverein entworfen. Es wurde nur an Gönner des Vereins abgegeben.
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Krienser Fasnachts-Jass

Der folgende Text ist mit freundlicher Erlaubnis des Autors, Léon Schnyder, vom Begleitpapier zum Krienser Fasnachtsjass kopiert.

(Chrienser Bögge-Albom) Krienser Fasnachts-Jass 1988

Trotz der Stadtnähe von Luzern hat sich Kriens eine eigenständige "Fasnecht" erhalten. Die Charakter- und Schreck-"Maschgere" werden heute noch aus Lindenholz geschnitzt. Einige typische "Böögge" und "Maschgerade" standen diesen Jasskarten Pate. Fasnacht war früher reine Männersache. Auch unter den Frauenkleidern steckten "Mannevölcher". Die fehlenden weiblichen Formen wurden stark übertrieben mit Kissen "gestopft".

Krienser Fasnachts-Jass Schellen Krienser Fasnachts-Jass Eicheln

Krienser Fasnachts-Jass
Sammlungs-Nr.
29
Léon Schnyder
AG Müller, 1988, 89 x 57mm, Rückseite Foto von geschnitzten Masken
Kartonbox und Leaflet

Krienser Fasnachts-Jass Schilten Krienser Fasnachts-Jass Rosen
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Zu den vier Farben

Schilten - Puure-Fasnecht (Bauern-Fasnacht)
Schellen - Herre-Fasnecht (Herren-Fasnacht)
Rosen - Alti Fasnecht (Alte Fasnacht)
Eicheln - Schtroosse-Fasnecht (Strassen-Fasnacht)

Während die Asse, Banner und Zahlenkarten doppelseitig gestaltet sind, präsentieren sich alle Könige, Ober und Unter einfigurig um die Kostüme besser zur Geltung zu bringen. Die in den Zahlenkarten vorkommenden Narrenhände sind mit Manschetten versehen, die zu den Farbzeichen passen.
Die Karten-Rückseiten zeigen die ältesten noch erhaltenen Krienser "Holz-Maschgere" ("Muur-Maschgere", um 1875).

Zum guten Gelingen des Böögge-Alboms trugen die Firmen Kreienbühl AG, Lithoanstalt, CH-6005 Luzern und AG Müller, Spielkartenfabrik, CH-8212 Neuhausen bei. Besonderer Dank geht an die Besitzer der alten "Maschgere" auf der Karten-Rückseite, die Krienser Franz Schütz und Heinrich Rüttimann.

Schilten

König - Chorber (Korbflechter)
Ober - Chrüter-Wyb (Kräuter-Weib)
Unter - Schermflecker (Schirmflicker)

Schilten oder Wappen sind als Emblem der Bauernfasnacht verwendet, das Familienwappen des Gestalters ist als Farbzeichen eingesetzt. Das Banner trägt das Krienser Wappen. Die Bauern-Fasnacht lebt vor allem von den vielfältigen bäuerlichen Berufen wie "Chorber", "Chlauebotzer" oder "Muuser", wird aber auch von Fecker-Figuren wie "Schermflecker", "Chesselflecker" oder "Beckibüezer" getragen - den fahrenden Handwerkern. Auch die "Chrüterr-Wyber", die mit zunehmendem Alter und meist auch durch üble Nachrede zu "Chrüter-Häxe" wurden, zählen dazu. Die Bauern-Fasnacht gehört wohl zum Urtümlichsten, gehen doch auch Geister- und Winter-Vertreibung auf die naturverbundenen Menschen zurück.

Schellen

König - Harligengg (Herlequin, Arlecchino) Teufel
Ober - Nobli Alti (Noble alte Dame)
Unter - Pajass (Bajazzo, Pagliaccio) Mehlsack

Die Schellen, im Mittelalter beliebter Putz an Hüten und Kleidern der Gesellschaft, bis heute noch am Narrenkleid präsent, geben das Farbzeichen der Herren-Fasnacht. Bei den Zahlenkarten hängen die Schellen an dreistrangigen Kordeln in den Krienser Farben. Mit dem Warenaustausch über den Gotthard kamen auch kulturelle Einflüsse aus Italien in unsere Gegend. Die derben Spässe der Commedia dell' Arte wurden auch bei uns vom einfachen Volk verstanden. Der "Harligengg" als Teufel, früher oft mit einer Heugabel bewaffnet, war meist der Anführer einer Gruppe "Maschgerade".In Liebeshändeln um Colombine legt er sich oft mit dem "Pajass" an, der in seiner tollpatschigen Art meist den Kürzeren zieht. In Kriens nennt man diese Figur wegen der weissen "Maschgere" (Maschera), dem übergrossen weissen Kleid und wohl auch wegen seiner plumpen Art "Mehlsack". Abgelegte Kleider wechselten oft von der Herrschaft zu den Bediensteten und fanden später als Verkleidung an der Fasnacht wieder Verwendung, so auch bei der noblen "Alte".

Rosen

König(in) - Wösch-Wyb (Wäscherin)
Ober - Horri (Hurri)
Unter - Götterli-Tokter (Kurpfuscher)

Die Hundsrose ziert die Karten der alten Fasnacht, in den Zahlenkarten als stilisierte Buketts verwendet. Der "Götterli-Tokter", mit seinen verschiedenen "Wässerli" und "Pölverli" ein Kurpfuscher, war für manches ältere Semester ein Lichtblick, bis sich die "Chrätze" erneut einstellte. Das "Horri", als alte Jungfer meist etwas schrullig, wurde vom Jungvolk gerne geneckt, bis die Geplagte zum Teppichklopfer oder zum "Tröölhölzli" griff. Die "Wösch-Wyber" treten meist intrigierend in Gruppen auf - österreichische "Dirndl", die um die Jahrhundertwende in Luzern und Umgebung als Mägde und Wäscherinnen in Diensten standen, gaben Anlass zu dieser populären Figur, die auch die Strassen-Fasnacht belebt.

Eicheln

König(in) - Puure-Wyb (Bauern-Weib)
Ober - Schträggele (Leichtes Mädchen)
Unter - Teckel (Deckelböögg)

Als Farbzeichen der Strassen-Fasnacht haben wir Eicheln. Die "blotte Grende" (alle, die keine "Maschgere" tragen) bevölkern die Zahlenkarten als "Eichle-Chöpf", welche "am Narreseil abegloh wärdid". Die bekanntesten "Chrienser Böögge" sind der "Teckel", ein Reisläufer in Diensten des französischen Königs Louis XVI, der sich nach dem "Sturm auf die Bastille" (1792) auf der F1ucht in den Wäldern mit einer Keule bewaffnete und mit Rindendeckel, Flechten und Fellen erlegter Tiere tarnte, sowie das "Puure-Wyb, in einer abgelegten Sonntagstracht früherer Generationen. Die Schträggele mit ihrem "Lompe- oder Hodel-Chend" ist auf der Suche nach dem Vater ihres Kindes. Ihr Haar gleicht der struppig-strauchigen Staude des wilden Süssholzes (Stragel, früher Volksarznei) - leider verschwindet diese Figur aus der Krienser Fasnacht immer mehr.

Krienser Fasnachts-Jass Rücken Krienser Fasnachts-Jass Deckel
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Luzerner Fasnachts-Jass

Luzerner Fasnachts-Jass Verkehrt Luzerner Fasnachts-Jass Fritschi
Der folgende Text ist mit freundlicher Erlaubnis des Autors, Léon Schnyder, vom Begleitpapier zum Luzerner Fasnachtsjass kopiert.

Luzerner Fasnachts-Jass

Die innerschweizerische Fasnachtsmetropole Luzern bewahrt mit ihrer Fasnacht ein altes Brauchtum, das ursprünglich über die ganze Schweiz verbreitet war. Die vielfältigen Formen gehen auf Fruchtbarkeitsriten, Winter- und Geister-Vertreibung zurück.
Luzerns Fasnachts-Kultfigur Bruder Fritschi ist ungewisser Herkunft, war aber schon im 13. Jahrhundert bekannt. Die Gesellschaft zu Safran rettete den Luzernern den Brauch, "Fritschis Brautlauf" über Jahrhunderte in Form von Umzügen. Im 15. Jahrhundert war Bruder Fritschi eine Strohpuppe, die man in Harnisch gekleidet am Umzug mitführte. Später wurde eine mannshohe Fritschimaske von mehreren Reitern mitgetragen, welche die Basler um 1517 zwecks gemeinsamer Fasnacht mit den Luzernern "raubten".
1446 kehrten die Eidgenossen siegreich aus der Schlacht van Ragaz zurück - seit damals war der Fritschiumzug bis ins 16.Jahrhundert hinein auch "Harnisch-Schau". Auch später, bis in die 40er-Jahre des 20. Jahrhunderts wurden sporadisch alte Uniformen, Kanonen und militärische Pferdegespanne mitgeführt. Daraus entwickelten sich kulturelle Schau-Umzüge, die noch im 19.Jahrhundert zelebriert wurden, beispielsweise 1866, "Die V Welttheile".
Im 18. und 19. Jahrhundert wurden immer wieder Darstellungen der "verkehrten Welt" fasnächtlich interpretiert, so beispielsweise auch im Umzug von 1867.
1857 wurde der Fritschiumzug dem lokalen Thema der Grundsteinlegung des Stadttheaters gewidmet. Dabei ist erwähnenswert, dass vor allem Commedia dell'Arte-Figuren den Umzug belebten. Haute dominieren über 80 Guggenmusigen die Umzüge und das fasnächtliche Treiben in Luzern.
Über allem aber stehen die Einzelmasken, die mit Originalität, Humor und Intrigieren den, zündenden Funken unter das Volk bringen.

Eicheln (Verkehrte Welt)
König - Froschkönig (frisst den Storch)
Ober - Hase mit Flinte (auf Menschenjagd)
Under - Fuchs mit Fallen (auf Menschenfang)

Schilten (Harnisch-Schau)

König - Reisläufer (Ende 17. Jahrhundert)
Ober - Marketenderin (fliegende Händlerin, 16. Jahrhundert)
Under - Landsturm-Soldat (Drill-Musterung, 18. Jahrhundert)

Rosen (Winter- und Geistervertreibung)

König - Wilder Mann (Waldschrat)
Ober - Hexe (Teuflische Zauberin)
Under - Vogelscheuche (Schreckgestalt)

Schellen (Traditionelle Fasnacht)

König - Bruder Fritschi (Luzerner Fasnachts-Kultfigur)
Ober - Fritschene (dessen Weib mit Kind)
Under - Narr (Balanceakt der Regierung)

Die Porträts der namhaftesten Luzerner Originale, deren Sprüche und Narreteien das ganze Jahr über einen Hauch Fasnacht über die Stadt verbreiteten, zieren die Asse. Eicheln - Bucheli-Seppi, Schilten - Güggeli-Peter, Rosen - Eier-Rösi, Schellen - Ölfarb.

Für die Figurenkarten König, Ober und Under wurden für den Untergrund Ausschnitte aus dem 'Martini-Plan' von 1597 eingesetzt, um die grosse Tradition der Luzerner Fasnacht zu dokumentieren. Die Figuren dominieren die Kartenfläche und zeigen die "Alte Fasnacht". Im Kontrast dazu präsentieren sich auf den Zahlenkarten doppelfigurige "Grinde" und Masken aus heutiger Zeit.
Die Banner tragen ausser den Farbzeichen ihre Werte in arabischen Ziffern und römischen Zahlen.

© Copyright by Léon Schnyder, Kriens
Sponsoren:
PanGas, Luzern/Kriens, Mengis+Sticher AG, Luzern, Keller&Co AG, Luzern

Luzerner Fasnachts-Jass Schellen Luzerner Fasnachts-Jass Eicheln

Luzerner Fasnachts-Jass
Sammlungs-Nr.
28
Léon Schnyder
AG Müller, 1990, 89 x 57mm, Rückseite Namen von Guggenmusiken aus Luzern
Kartonbox und Leaflet

Luzerner Fasnachts-Jass Schilten Luzerner Fasnachts-Jass Rosen
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Schwyzer Fasnachts-Jass

Schwyzer Fasnachts-Jass Schellen Schwyzer Fasnachts-Jass Eicheln

Schwyzer Fasnachts-Jass
Sammlungs-Nr.
27
Léon Schnyder
AG Müller, 1992, 89 x 57mm, Rückseite Schrift He So Nu So De
Kartonbox und Leaflet

Schwyzer Fasnachts-Jass Schilten Schwyzer Fasnachts-Jass Rosen
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Der folgende Text und die Zeichnung sind mit freundlicher Erlaubnis des Autors, Léon Schnyder, vom Begleitpapier zum Schwyzer Fasnachtsjass kopiert.

Fasnacht ist Brauchtum im Übergang von Winter zu Frühling und hat sich in den verschiedenen Bezirken des Innerschweizer Kantons Schwyz recht unterschiedlich entwickelt.
Durch Reisläuferei und Handel über den Gotthard sind alpenländische Elemente mit der einheimischen Maskenvielfalt vermischt. Auch die Commedia dell'Arte ist in verschiedenen Figuren auf eigenständige Art vertreten.
Zur eigenen Freude der Maschgraden, Hudi und Butz, durch Intrigieren Spass zu machen, kommt das Freudebereiten durch das Verteilen von Fasnachts-Chräpfli, Eier-Chränzli, Fasnachts-Böcken (Anisgebäck in Münzenform), Orangen. Würsten und Mutschli (Brötchen).
Karitativen Charakter haben die Bescherungsbesuche der vielen Fasnachtsgesellschaften in Altersheimen und Krankenhäusern. Ihr Hauptzweck dient dem Erhalt des Brauchtums und der Pflege des gesellschaftlichen Lebens. Karitativen Stellenwert hat ebenfalls das "Brotauswerfen" unter das meist jugendliche Volk in Einsiedeln. Lauthals rufen die Kinder: "I mier eis, i mier eis!"
Eine Form von Betteln betreiben die Kinder in Innerschwyz um Chräpfli mit ausgestreckter Hand und der Bitte: "Sind so guat Maschgrad."
Eine ganz besondere Funktion übt die traditionsreiche Japanesengesellschaft aus, die alle fünf Jahre ein fasnächtliches Freilichtspiel auf dem Hauptplatz in Schwyz aufführt. In diesem "Vermahnspiel" lässt der Hofdichter aus kritisch-humoristischer Sicht die vergangenen fünf Jahre wieder aufleben.
"Ein Fasnachts Actiönli" ist das älteste erwähnte Narrenspiel in Theaterform und wurde 1887 in Einsiedeln aufgeführt. In allen fasnächtlichen Theaterspielen wird mit dem Mahnfinger in "wunden Punkten" gebohrt, damit die Narben nicht zu schnell verheilen.
Der Tanz der Nüssler wird in den Gemeinden von Innerschwyz mit eigenwilliger Trommel-Begleitung von den traditionellen Figuren Blätz, Hudi, Alter Herr, Zigeunerin. Domino und Bajazzo-Maitli gepflegt. Er ist in seiner Art dem Stepptanz am ähnlichsten und wird von Ort zu Ort speziell interpretiert.
Die Schwyzer Fasnacht ist vorwiegend Strassenfasnacht, wie sie auch von den Rölli und Fossli in der March und den Höfen betrieben wird, unterstützt von vielen verschiedenen Hexengruppen und Teufeln. Während die Traditionsfiguren der Rölli holzgearbeitete "Glattmasken" tragen, schnitzen sich die Hexen und Teufel markante Schreckmasken.
Das Süühudi ist eine Eigenart der Einsiedler. Mit möglichst wüster, selbstgefertigter Maske und Hudelkleidern in grotesker Zusammensetzung trägt diese Maske wesentlich zur Belebung der Strassenfasnacht im ganzen Bezirk bei. Ein Zeichen der Zeit und der Toleranz traditionellen, lebendigen Brauchtums äussert sich im Aufkommen der Guggenmusigen mit ihrer markigen Kakophonie.

Tiroler aus Rothenturm

Tiroler aus Rothenthurm

Rosen As Bajazzo-Maitli und Bartli yon Brunnen
KönigBlätz
Ober Hudi
Under Alter Herr
Banner Japanesen-Banner
Eicheln As Zigeunerin und Bajass
KönigVälädi
Ober Domino
Under Talibasch
Banner Steiner Fasnachtsemblem
Schilten As Süühudi und Hörelibajass
KönigMummerie
Ober Johee
Under Einsiedler Tüfel
Banner Goldmäuder-Emblem
Schellen As Wollerauer Hexe und Laui-Tüfel aus Reichenburg
KönigRölli aus Lachen
Ober Fossli
Under Rölli aus Siebnen
Banner Alte Narhalla-Fahne

Auf den Zahlenkarten aller Farben halten Narrenhände mit farbgerechten Bundkrausen die entsprechenden Farbzeichen.
© Copyright und Vertrieb bei Leon Schnyder, Wydenhofweg 6, CH-6010 Kriens
Sponsoring: Fabel Druck, Kriens

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ernst alder 20.10.2019 Kartenhaus.htm